Handlung

Prolog
Der Prolog der österreichischen Dichterin Erika Mitterer betont den Zusammenhang von Spiel und Wirklichkeit, vom Damals ins Heute.
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium wird das Geschehen der
Passion angekündigt.

Einzug in Jerusalem
Der Heiland zieht unter Jubel ein. Er verkündet die Frohbotschaft: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“. Gegen ihn erhebt sich eine Front der Ablehnung und des Hasses.
Durch einige Begegnungen und machtvolle Zeichen wird Jesus als der Heiland bezeugt: Er ist Freund der Kinder, heilt die kranke Frau, lässt sich von der Sünderin die Füße salben; verweist in der Blindenheilung auf seine Sendung, dass auch die Blindheit des Herzens durch ihn geheilt wird.

Auf der Straße
In das Herz des Judas sind Unsicherheit, Zweifel und Unzufriedenheit eingekehrt. In dieser Gefühlsstimmung begegnet er einem Unbekannten. Dieser versteht es, die Gefühle des Judas hervorzukehren. Judas begegnet also in dieser zeitlosen Gestalt eines Unbekannten der Mensch gewordenen Versuchung von außen her. Der Gedanke, seinen Herrn zu verraten, reift in ihm. Der Samen des Bösen kann Wurzeln schlagen.

Das letzte Abendmahl
Fußwaschung und das Geschenk der Eucharistie sind eine überzeugende Dokumentation der Liebe Gottes durch das Mensch gewordene Wort Gottes – Jesus Christus. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine
Freunde.“ (Jo 15, 13)
Die dienende und opferbereite Liebe des Herrn bis hin zum Kreuzestod ist beim Abendmahl und damit in der Feier der hl. Messe für alle Zeiten geschenkt. „Gottes Brot ist jenes, das vom Himmel niedersteigt und der Welt Leben gibt.“

Abschied von der Mutter
Dunkle Ahnungen erfüllen das Herz der Mutter. Sie ringt um die innere Bereitschaft, sich nicht bei aller Mutterliebe dem Sohn in den Weg zu
stellen, der gekommen ist, den Willen seines himmlischen Vaters zu erfüllen.

Beratung bei Kaiphas – der Verrat des Judas
Zur nächtlichen Stunde ist der Hohe Rat versammelt. In einer emotionell erregten Atmosphäre und sich auf die hohe Verantwortung für
das Wohl des Volkes berufend wird der Beschluss gefasst: „Er muss sterben.“ Judas, der vom Unbekannten ermutigt worden ist, daraus auch
Kapital zu schlagen, bietet seine Dienste an. Er ist bereit, die persönliche Enttäuschung zu Geld zu machen und seinen Meister zu verraten.

Ölberg
Christus geht mit seinen Aposteln auf den Ölberg. Ihn quälen Todesängste. In dieser seelischen Not der Einsamkeit und Verlassenheit tritt der Versucher an ihn heran. Durch die Stimme des Verführers, die auf die zu erwartenden Qualen und die Sinnlosigkeit des Opfertodes verweist, wird die innere Versuchung zum Aufgeben dargestellt. Christus widersteht der Anfechtung und ist zum Leidenstod bereit. Judas naht mit den Häschern und liefert mit einem Kuss, dem Zeichen der Freundschaft und Liebe, seinen Meister aus.

Verleugnung des Petrus
Bei drohender Gefahr kann der Mensch sogar seinen besten Freund verleugnen. Diese bittere Erfahrung muss auch Petrus machen. In banger Hoffnung auf Vergebung bereut er sein Versagen.

Jesus vor Pilatus
Angeführt von Kaiphas begibt sich der Hohe Rat mit Jesus zum römischen Statthalter Pilatus und fordert die Bestätigung des Todesurteils. Lautstark werden die Anklagen vorgebracht. Pilatus weist die Anschuldigungen zurück. Um das Verfahren von sich abzuwenden, schickt er Jesus zu König Herodes.
Claudia, die Gattin des Pilatus, warnt und bittet, den Unschuldigen nicht zu verurteilen. Von einer aufgehetzten und erregten Volksmenge wird Pilatus erneut bedrängt und aufgefordert, Jesus kreuzigen zu lassen.

Dornenkrönung und Verurteilung
Pilatus gibt zur Beschwichtigung der Volkswut Jesus zur Geißelung frei. Im rohen Tun der Soldaten bis hin zur Dornenkrönung und Verspottung
lässt sich das Zeitlose an Bosheit und Hass der Menschen erahnen. Ein weiterer Versuch des Pilatus – die Gegenüberstellung mit dem Verbrecher Barabbas – Jesus frei zu geben, scheitert am blinden Hass der Gegner. Aus Furcht, seine Machtstellung zu verlieren, verurteilt der Prokurator Jesus zum Kreuzestod.

Kreuzweg und Verzweiflung des Judas
Unter dem Triumph der Gegner trägt der Herr die Kreuzeslast. Auf dem Weg zur Hinrichtung begegnet die Mutter mit einigen Getreuen ihrem Sohn.
Judas stürzt, als er die Folgen seines Handelns erkennt, verstört herbei. Er will sein Unrecht gutmachen. Er kann das Unheil nicht mehr aufhalten. Der Unbekannte, der ihn zum verhängnisvollen Tun verleitet hat, verlacht ihn jetzt und treibt ihn endgültig in die Verzweiflung.

Christus am Kreuz
Triumphaler Spott schlägt dem Gekreuzigten entgegen. Der reuevolle Schächer erfährt im Sterben die erbarmende und rettende Liebe Gottes.
Zwischen den letzten Worten Christi betet Lazarus den 22. Psalm. Dies ist eine Eigenart des Spieles. Dadurch wird die Realistik der Darstellung des Kreuzestodes gemildert. Durch das Gebet wird der am Geschehen Anteilnehmende in ein vertrauensvolles Hoffen eingebunden.
Blitze und Donnerschläge weisen auf die machtvolle Bedeutung des Erlösertodes Christi für die gesamte Schöpfung hin.

Marienklage
Mit diesem Bild der Pieta wird alles Leid der Mütter in unserer Welt ausgedrückt, wenn sie um ihre Kinder weinen. Für Maria erfüllen sich nun die prophetischen Worte des Simeon bei der Darstellung im Tempel.
Viele leidgeprüfte Menschen finden immer wieder Trost und Stärkung bei Maria, der Mutter der Schmerzen.

Auferstehung und Sendung
Soldaten aus verschiedenen Teilen des römischen Weltreiches halten die Grabwache. Es treten die biblischen Gestalten Adam und Eva, Mose, David
und Johannes der Täufer auf. Sie bilden die Brücke in der Heilsgeschichte vom Alten Bund zum Neuen Bund, vom Sehnen nach dem Heil zu dessen Erfüllung im Erlösungshandeln Christi.
Der Prologsprecher verweist auf den Höhepunkt des Verkündigungsspiels: „Aus dem Dunkel dieser Nacht ist uns das Licht des Heils erwacht! Seht und glaubt!“ Die Lichtfülle aus dem leeren Grab und das Chorlied künden uns die Tatsache der
Auferstehung.
Erste Zeugin der Auferstehung ist Maria Magdalena. Danach begegnen auch die Apostel dem Auferstandenen.
Mit den Sendungsworten endet das Spiel.
Darsteller und Besucher stimmen in den Lobpreis Gottes ein: „Großer Gott, wir
loben dich“:

Großer Gott wir loben dich;
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.
Auferstehung und Sendung
Alles, was dich preisen kann,
Kerubim und Serafinen
stimmen dir ein Loblied an;
alle Engel, die dir dienen,
rufen dir stets ohne Ruh
„Heilig, heilig, heilig“ zu.